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TV Askania Bernburg Christian Wegeners Abschiedswort: „Danke“

TV Askania Bernburg Christian Wegeners Abschiedswort: „Danke“
Foto: Bösener

Bernburg. Sonntagnachmittag in Jena: Christian Wegener ist nervös. Und zwar ganz anders als sonst. Tage später würde er sogar davon sprechen, einige schlaflose Nächte gehabt zu haben. Wegener ist mit seinem TV Askania Bernburg in der Fußball-Oberliga beim SV Schott zu Gast. Der Defensivmann hat bis zu diesem vorletzten Spieltag vier gelbe Karten angesammelt. Eine weitere noch, und er wäre ein Spiel gesperrt. „Ich hatte echt Angst davor, dass ich mein Abschiedsspiel nicht bekomme“, würde er zwei Tage später sagen.

„Der Himmel weint“

Dienstagabend, Sparkassen-Arena in Bernburg. Christian Wegener hat gerade die Trainingseinheit beendet und setzt sich auf die oberste Stufe der Treppe zur Tribüne. Es ist einer der ganz wenigen Plätze, die mittlerweile wieder trocken sind. Das eineinhalbstündige Training musste mittendrin sogar unterbrochen werden, wegen unaufhörlichem Fisselregen und Gewitter. „Das war heute nicht normal.“ Wegener lacht, es war eine seiner letzten Einheiten in der Sparkassen-Arena.

Maik Wagner ist auch da. Der Spieler der Dritten, der kommende Saison als Teamleiter im Stab des Reserveteams sein wird, erzählt am Rande der Trainingseinheit über Wegener. Und baute eine Brücke zwischen dem nahenden Abschied des 27-Jährigen und dem Regenwetter: „Der Himmel weint. Jetzt schon.“

Natürlich klingt das ziemlich dick aufgetragen. Bei Abschieden darf man jedoch dick auftragen. Und in diesem Fall ist es nicht nur geschmeichelt gemeint.

Nach sieben Jahren wird Christian Wegener den TV Askania Bernburg am Ende der Saison verlassen. Und am Sonnabend bekommt er sein Abschiedsspiel, in Jena ist alles gut gegangen. Wie es wohl sein wird, das letzte Mal hier einzulaufen? Schulterzucken. „Bis jetzt ist alles normal. Ich versuche auch, das noch nicht an mich heranzulassen.“ Denn: „Ich weiß nicht, wie ich am Sonnabend reagieren werde.“

Abschied. Ein Wort, das zum Ende einer Spielzeit oft verwendet wird. Letzte Spiele bedeuten immer auch Abschiede. Von Spielern. Von Trainern. In Bernburg werden am Sonnabend vier Akteure und das Trainerteam verabschiedet. Doch keiner aus dieser Riege war so prägend, wie Wegener. Sieben Jahre in einem Club sind im semiprofessionellen Fußball keine Selbstverständlichkeit. Als Askanias Urgestein Patrick Baldauf während der Trainingsunterbrechung von Maik Wagner nach einem Wort zu Christian Wegener gebeten wird, findet der Torhüter nur eins: „Danke.“

Wegener wird im Sommer nach Berlin ziehen. Im Rahmen seines Masterstudiums an der Hochschule Anhalt wird er ein Praktikum in einem Start-up Unternehmen absolvieren. Er beschäftigt sich dort dann mit Sachen wie „Community Management“ und „Social Media Management“. Modernes Zeug in einem jungen Unternehmen, das in der Hauptstadt hoch hinaus will. Genau das, was Wegener reizt.

„Ich wollte raus aus dem gewohnten Umfeld“, sagt er. „In die weite Welt“. Und klar: „Das ist auch der nächste Schritt in meiner persönlichen Entwicklung.“

Abschiedserfahrungen

Dafür muss er nun das Gewohnte hinter sich lassen. Auch den TV Askania, zu dem er 2010 als 19-Jähriger vom SV 09 Staßfurt kam. „Es war eine durchweg positive Zeit“, sagt er im Blick auf die letzten sieben Jahre, er hebt besonders den Aufstieg in die Oberliga hervor. Aber auch „die Menschen, die ich hier kennenlernen durfte“. In sieben Jahren kamen und gingen viele, Wegener blieb.

Plötzlich senkt er seinen Kopf: „Ich hatte hier aber auch den bittersten Moment meiner Karriere.“ Im Herbst 2015 riss sich Wegener das Kreuzband. Doch er rappelte sich wieder auf und wurde, speziell in der aktuell starken zweiten Saisonhälfte (Askania ist Rückrunden-Sechster), zu einem unersetzlichen Part. „Jetzt“, sagt er wenige Tage vor seinem letzten Spiel, „kann ich nicht mehr nicht daran denken, dass es am Sonnabend vorbei ist.“

Abschied. Wegener weiß auch, wie sich so etwas anfühlt. Als er 2010 zum TVA kam, war das sein bislang einziger Vereinswechsel. Im letzten Spiel ging es für seinen Heimatverein Staßfurt noch um den Aufstieg in die Verbandsliga. „Damals“, erinnert er sich, „war der Fokus ein ganz anderer.“

09 gewann das Spiel und stieg auf. Übrigens dank eines Wegener-Treffers in der Nachspielzeit. „Wehmut hatte ich damals nur wenig, die Zeit war viel zu aufregend für mich.“

Und wie wird es dieses Mal? „Wehmut wird da sein.“ Wegener ist älter geworden, und vor allem auch reifer. „So wie damals, mit einem Tor, muss es nicht enden“, sagt er lächelnd, „es reicht, wenn es ganz normal wird.“ Doch was ist schon normal, wenn Tage vorher bereits der Himmel weint.

››Die Partie zwischen dem TVA und Markranstädt beginnt am Sonnabend um 14 Uhr in der Sparkassen-Arena.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung - Lokalsport Bernburg

02.06.2017

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